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Morgengrauen mit Blick über das Dach von St. Jakob

Prolog

Das Licht des Tages, es graut hinter den fernen Bergen schon. Lange bevor die Sonne selbst zu sehen ist, ist es bereits da. Es kündet von dem was kommen wird. Vertreibt die Dunkelheit der Nacht. Auch wenn es noch sehr kalt ist. 

Mit schlurfenden Schritten und hängenden Köpfen bewegen sich die drei Frauen durch das Zwielicht dieses neuen Tages. Ihre Gesichter ganz im Schatten. Sie tragen Fläschchen bei sich aber sie tragen auch Trauer in ihrem Herzen. Zuviel lastet noch auf ihnen. Und doch wirft das Licht des neuen Tages erste Schatten hinter sie.

 

Text Mk 16, 1-8

Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.

 

I Ursprüngliches Ende – kein Happy End

So soll das wirklich enden? Fast wie ein Arthousefilm. Ein offenes, ja sogar ein bisschen verstörendes Ende. Und das sehe nicht nur ich so. Der Predigttext, den ich gerade gelesen habe, war ursprünglich das Ende des Markusevangeliums. Etwas später wurden dann noch 12 Verse ergänzt, die von der Begegnung der Jünger mit dem Auferstandenen erzählen. Offenbar wurde schon relativ früh das „Happy End“ vermisst. Ein Evangelium, das mit dem Satz: Und sie sagten niemandem etwas, denn sie führchteten sich. Endet. Das ging wohl nicht. Schließlich sagen die Engel und auch Jesus selbst bei jeder sich bietenden Gelegenheit „fürchtet euch nicht“. Und dann soll die größte Geschichte der Menschheit mit Furcht enden?

Vielleicht kannte der Verfasser des ursprünglichen Schlusses die Menschen besser als die Happy-End-Ergänzer. Unser ganzes Leben ist immer wieder von Furcht geprägt. So dass ich mich gut in den Frauen wiederfinden kann, die da ängstlich davon laufen und erstmal nichts erzählen. Denn wenn ich ehrlich bin und mich in die Situation hineindenke: es ist schon unglaublich, was die Gestalt in weißen Gewändern da sagt. Es ist etwas noch nie dagewesenes. Etwas alles umstoßendes. Und es passt zu diesem Jesus, den sie kennengelernt haben. Darum lässt es sich auch nicht als Hirngespinst abtuen und es macht Angst. Was wenn alles, was bisher feststand umgestoßen ist: Der Tod ist nicht mehr das Ende. Jesus ist nicht fort. Trotz all der Tränen und des Leids der vergangenen Tage. 

 

Wenn ich ehrlich bin mag ich ja Filme mit einem herausfordernden Ende. Man denkt viel länger noch über sie nach. Wie mag es weitergehen mit den Protagonistinnen? Gibt es vielleicht noch Möglichkeiten für ein Happy End…

Aber manchmal, da bin ich ganz ehrlich: genieße ich auch Filme mit einem kitschigen Happy End. Besonders wenn es während des Films mal sehr schlecht aussah, dann hat das Happy End auch was erlösendes. Und es lässt einen ruhig einschlafen.

Deshalb bin ich, wenn ich ganz ehrlich bin, hin und hergerissen ob das Markus-Evangelium ein Happy-End oder doch lieber ein herausforderndes Ende haben sollte. Beides hat seinen Reiz. 

Das eigentliche Ende, das ich gelesen habe. Es lässt die Frage für mich offen, wie ich mit dieser guten Botschaft umgehe. Erzähle ich es weiter, warum ich heute Ostern feiere oder behalte ich es verschämt für mich, da die anderen es sowieso nicht glauben würden. Überhaupt ist es doch heute hier in Kleinpaschleben im Jahr 2022 eine ganz andere Situation in der mich diese Botschaft erreicht. Und weiße Kleider trägt der Pfarrer schließlich auch nicht.

Sonnenaufgang mit Blick über das Dach von St. Jakob

 II Alltagssorgen – Suchbewegung

Und doch steckt in dieser Erzählung soviel drin, das mit mir heute und hier zu tun hat. Ich möchte mit euch nochmal zurück an den Beginn der Erzählung. Und vielleicht wisst ihr es auch noch: worüber machen sich die Frauen auf dem Weg zum Grab die größten Sorgen? 

Der Stein. 

Dieser riesige Stein, den ihnen jemand in den Weg gelegt hat. 

Der ihnen den Weg zu ihrem Herrn versperrt.

Und als sie zum Grab kommen ist er schon weggewälzt. 

Glück gehabt. 

Und doch frage ich mich, warum sind sie denn alleine losgezogen? Sie wussten ja offenbar schon dass da ein riesiger Stein vor dem Grab ist und doch sind sie mit ihren Ölfläschchen erstmal losgewackelt. Hatten sie da irgendeinen Plan? Oder sind sie einfach nur zuversichtlich losgezogen: da wird sich schon einer finden der so einen riesigen Felsblock wegwälzen kann. So Typen hängen ja in der Gegend ständig rum. Nee, aber im Ernst…

Irgendwie scheinen sie gewusst zu haben, dass das große Hindernis kein Problem darstellen würde. Sie sind dann erstmal losgegangen. Ohne lange zu planen. 

Und ich möchte das jetzt nicht als ein Plädoyer für völlig planloses drauflosgehen verstanden wissen. Aber ich möchte dir Mut machen, Gott mal was zu zutrauen. 

Dem Gott, der Menschen vom Tod auferweckt. Für den ist ein kleiner Stein im Weg kein Hindernis. Er ist mit uns wenn wir uns auf seine Spur machen. 

 

III Glaube ist nichts starres sondern in Bewegung

Und schließlich möchte ich euch noch mit in die Grabeshöhle nehmen. Zusammen mit den Frauen steigen wir hinein. In das dunkle, kühle wo wir Ihn vermuten. Dort wollen die Frauen seinen toten Körper salben. Und damit bestimmt auch ihre Trauer bewältigen. Und ein Engel sagt ihnen: er ist nicht hier. 

Ist nicht in der Höhle geblieben. 

Ließ sich nicht festnageln.

Ist nicht ein geschlossenes Kapitel.

Jesus ist nicht hier. Er ist schon auf dem Weg. Ist vorausgegangen. 

Er ist schon losgegangen als wir noch starr vor Angst und Trauer waren.

Und wir? Wir sollen folgen. 

Das Besondere dabei ist das wohin. Der Engel sagt den Frauen, dass Jesus nach Galiläa gegangen ist. Nach Hause. Nicht etwa an den besonderen Ort – Jerusalem zum Beispiel. Sondern an den alltäglichen Ort. Dort werdet ihr ihn sehen. 

Denn er ist immer schon da. 

Wo Menschen sich mit Liebe begegnen.

Wo Trost und Hilfe zu finden ist.

In jedem Lachen des Kindes, das wie ein Wunder in diese Welt gekommen ist.

In jedem Stein, der sich für mich wie von selbst aus dem Weg wälzt.

Und manchmal auch in der Stille eines Morgens, wenn noch alle schlafen.

 

Epilog

Die Sonne hat den Horizont längst passiert als die Frauen eilig das Grab verlassen. Die Fläschchen und auch die Trauer lassen sie im Grab zurück. Aber ganz frei sind sie doch noch nicht. Angst und Freude, sie ringen in ihren Herzen. Kann das alles war sein? Die Sonne scheint ihnen nun direkt ins Gesicht und wärmt ihre Wangen. 

Der Herr ist auferstanden, flüsterte die eine. 

Er ist wahrhaftig auferstanden antworteten die beiden anderen. 

Und dann laufen sie um zu sehen.

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