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Predigt zu Mt 9, 9-13

Prolog

Keiner hat etwas für ihn übrig. Kein Lächeln. Teilweise nicht mal einen Blick bekommt er, wenn sie ihm die Münzen hinwerfen. Und wenn doch, dann sieht er ihre Verachtung in den Augen. Und doch kommt er jeden morgen wieder und setzt sich auf seinen Platz. 

Die Bezahlung stimmt auch wenn ihm jeden Tag mehr Zweifel kommen, ob es das wirklich wert ist. Die Verachtung, das ausgegrenzt sein, dieser absolute Stillstand jeden Tag hier auf seinem Platz. Die Menschen sie kommen und gehen. Aber er, er sitzt hier. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Ob die Hitze sticht oder der kalte Wind ihm im Gesicht steht. Jeden Tag. Wie schon sein Vater vor ihm und vermutlich seine Kinder nach ihm. „Es ist gut seinen Platz zu kennen.“ Das hat sein Vater ihm immer gesagt. Und was das bedeutet erlebt er nun am eigenen Leib. Er kennt seinen Platz. Nur zu gut. Es gibt ja keinen anderen für ihn. Gemieden und geschnitten ist er. Ziele, hat er nicht. Wohin sollte er auch gehen. Dieser Ort hier ist sein Leben. Da… kommt schon der Nächste. Eine ganze Gruppe ist es. Das wird sich lohnen…

Predigt-Text

9Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. 10Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. 11Als das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? 12Als das Jesus hörte, sprach er: Nicht die Starken bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. 13Geht aber hin und lernt, was das heißt (Hos 6,6): »Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer.« Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.

Nur zwei Worte

Nur zwei Worte sind nötig.

Folge mir.

Zwei Worte, die etwas festes

Ja verkrustetes aufbrechen können.

Zwei Worte, gesprochen von Jemand besonderem

Folge mir.

Und Matthäus folgte. 

Ließ alles hinter sich. 

die zwei Worte reichten aus.

 

Wir erfahren leider nicht viel von den Umständen in denen dieser Matthäus war. Wir wissen, dass er Zöllner war. Und das sagt uns heute doch einiges von den Umständen. Ich hatte sie eingangs beschrieben. Eine eigene Gruppe von Menschen war das damals. Aussen vor, wegen ihrer Aufgabe, Gebühren für den Durchzug durch ein Gebiet einzutreiben. Sie waren nirgendwo gern gesehen. All das wissen wir. Und doch fehlen mir hier wichtige Details. Details um zu verstehen, warum jemand alles aufgibt und auf die kurze Aufforderung „Folge mir“ tatsächlich mitkommt. Immerhin hing ein gesichertes Einkommen und vielleicht eine ganze Familie daran.

 

Folge mir.

Zwei Worte nur.

Aber da ist ja noch mehr.

Mehr als Worte je sagen könnten.

Da ist ein Blick. 

Ein Wahrnehmen.

Vielleicht ein Gesicht, das sagt: ich sehe dich und verstehe wie es dir geht.

All das ist nötig. 

Und all das ist möglich bei Jesus.

Und dann

Ja dann sind zwei Worte ausreichend.

Er folgte ihm nach.

 

Und wir bekommen einen Einblick. In gewisser Weise auch einen Auftrag. Er sitzt zu Tisch und isst mit den Zöllnern und den Sündern. Er macht den Schritt auf sie zu. Und gibt ihnen damit soviel. Gemeinschaft. Anerkennung. Würde.

Am Tisch des Herrn sind da keine Unterschiede mehr, die trennend wirken. Keine Ausgestoßenen. Wer der Einladung folgt ist da. Selbst wenn sie nur aus zwei Worten besteht. Dann sitzt sie mit am Tisch. Hat er Anteil an all dem was Jesus zu geben hat. 

Epilog

Der Stuhl des Matthäus‘ er steht noch da. 

Und der festgetretene Boden davor. 

Bald kommt jemand Neues um dort zu sitzen.

Um zu kassieren.

Gemieden und geschnitten zu werden.

Auch ihm wird das Geld vor die Füße geworfen.

Auch bei ihm wird die Bezahlung stimmen.

Und darum er wird da sitzen.

Tag ein – Tag aus

Bis jemand kommt und sagt:

Folge mir.

Amen

Gehalten von Martin Olejnicki am 5. Februar 2023 in St. Agnus, Köthen

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