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Kreuz, auf das ich schaue

Wir sind mitten in der Passions- und Fastenzeit. Kreuz-Meditation gehört zu ihr, das Nachdenken darüber, was Dir persönlich das Kreuz Christi bedeutet. Und vielleicht kann Dir dieses Lied eine gute Anregung dazu geben.

Nur drei sehr kurze Strophen - und auch die Melodie ist sehr zurückgenommen in ihren musikalischen Ausdrucksformen. Nichts soll ablenken, nichts soll ausschmücken, nichts soll dramatisieren.

1. Kreuz, auf das ich schaue, steht als Zeichen da;

der, dem ich vertraue, ist in dir mir nah.

2. Kreuz, zu dem ich fliehe, aus der Dunkelheit;

statt der Angst und Mühe ist nun Hoffnungszeit.

3. Kreuz, von dem ich gehe in den den neuen Tag,

bleib in meiner Nähe, dass ich nicht verzag.

Der Diakon und Textautor Eckard Brücken und der Kirchenmusiker und Komponist Lothar Graap haben dieses Lied 1982 anläßlich einer Tagung für neues Gemeindeliedgut geschrieben. Anregung mag dabei das Lied von C.F.A Krummacher „Stern, auf den ich schaue“ (EG 407; 1857) gewesen sein - eines der ganz selten gesungenen Lieder (vielleicht wegen der für unsere Ohren misslichen Formulierung „Führer, dem ich traue“ in der ersten Strophe, die zusammen mit der hymnischen Melodie ein zwiespältiges Gefühl hinterlässt).
In ganz ruhigen Schritten geht die Melodie: nie mehr als eine Terz liegen die Töne auseinander, nirgendwo fordert eine Punktierung Aufmerksamkeit auf die rhythmische Gestaltung, der Tonumfang bleibt unterhalb einer Oktave. Und doch ist diese schlichte, gut singbare Moll-Melodie nicht simpel. Sie singt sich nicht einfach so weg, sondern braucht Bewusstheit, vor allem dort, wo sie sperrig zum Text steht: so klingt das dynamische Wort „fliehe“ auf zwei halben Noten überhaupt nicht nach Flucht und das Wort „Hoffnungszeit“ wirkt über drei halbe Noten hinweg sehr gebremst. Für mich ist das wie eine immer wieder neu ausgesprochene Einladung zum Innehalten und zum genauen Schauen. 


Der Text verzichtet auf jedes Ausmalen von Christi Kreuzesleid. Kein „Schmerzensmann“ und kein „fünf-Wunden-rot“ - dafür aber eine große Innigkeit in der Beschreibung dessen, was Dir und was mir das Kreuz Christi bedeuten kann: als Zeichen der Nähe Gottes, als persönliches Vertrauen zu Christus, als Hoffnungssymbol und Fluchtpunkt des Glaubens, als Ermutigung am Beginn eines neuen Tages. Die erste Strophe verharrt in der Betrachtung des Kreuzes, in der zweiten Strophe findet eine Bewegung hin zum Kreuz statt und von dort aus geht die dritte Strophe dann wieder in den Alltag zurück.  

Als Wochenlied für den Sonntag Okuli (in diesem Jahr der 3. März) steht „Kreuz, auf das ich schaue“ in der Mitte der Fastenzeit. Vielleicht nimmst Du das Liedblatt aus dem Gottesdienst mit nach Hause oder setzt Dir ein Lesezeichen bei diesem Artikel unserer Postille: so kannst Du tatsächlich eine Woche lang diesen Text als Gebet sprechen, diese Melodie für Dich summen, den Liedstrophen nachdenken - Tag für Tag. Spürst Du die konzentrierende Kraft in diesem Lied?

Im Gottesdienst könnten die einzelnen Strophen von „Kreuz, auf das ich schaue“ auch gut als Gebetsruf beim Fürbitt-Gebet gesungen werden oder an die Stelle des Halleluja treten, das ja in der Fastenzeit nicht gesungen wird.     

Ich mag dieses schlichte Lied sehr - und was es mir zusätzlich lieb macht: es ist eines der ökumenischen Lieder, das katholische Christen aus dem Gotteslob (Nr. 270) kennen.  


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