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Kirchentagsplakat
Kirchentagsplakat Düsseldorf 1985

Die Erde ist des Herrn - Ergänzungsheft zum Gesangbuch Nr. 32

1985 ist das Jahr, in dem der Ost-West-Konflikt sich zuspitzt - der Konflikt, dessen gespenstischen Wiedergänger wir jetzt im Ukrainekrieg erleben. 

In Folge des Nato-Doppelbeschlusses hatte die Aufrüstung mit atomaren Mittelstreckenraketen eine „irre“ Dynamik angenommen. In Ost und West protestiert die Friedensbewegung gegen diesen Irrsinn. 

Im Frühjahr 1985 geht Michail Gorbatschow auf den Westen zu und bietet eine weitreichende atomare Abrüstung an. 

Im Juni 1985 findet in Düsseldorf ein Kirchentag unter dem Thema „Die Erde ist des Herrn“ statt. Für diesen Kirchentag schrieb der Kirchenliederdichter Jochen Riess einen Text. In nur 10 Minuten - so erzählt er später - sind diese komprimierten Zeilen entstanden. So klar ist manchmal, was zu sagen ist!


Die Erde ist des Herrn.

Geliehen ist der Stern, 

auf dem wir leben.

Drum sei zum Dienst bereit,

gestundet ist die Zeit,

die uns gegeben.


Gebrauche deine Kraft.

Denn wer was Neues schafft,

der lässt uns hoffen.

Vertraue auf den Geist,

der in die Zukunft weist.

Gott hält sie offen.


Geh auf den andern zu.

Zum Ich gehört ein Du,

um Wir zu sagen.

Leg deine Rüstung ab.

Weil Gott uns Frieden gab,

kannst du ihn wagen.


Verlier nicht die Geduld.

Inmitten aller Schuld 

ist Gott am Werke.

Denn der in Jesus Christ

ein Mensch geworden ist,

bleibt unsre Stärke.


In einem Vorbereitungsheft zum Kirchentag wird der Text abgedruckt. Dort liest ihn Matthias Nagel, (Komponist z.B. des Bonhoeffer-Oratoriums). Und in nur 20 Minuten steht seine Melodiefassung für das Lied, das ich für eines der wichtigsten neueren Kirchenlieder halte: „Die Erde ist des Herrn“.

Klare, kurze Sätze. Viele Aufforderungen. Die Imperative aber immer eingebunden in eine Begründung: „Weil Gott uns Frieden gab, kannst Du ihn wagen“ und eine Verheißung: „Inmitten aller Schuld ist Gott am Werke“.

Die Strophen sind in einem ganz durchsichtigen Reimschema verdichtet: Es reimen sich die 1. und 2. Zeile, die 4. und 5. Zeile und die Zeilen 3 und 6 (ein Schweifreim wie ihn z.B. Paul Gerhardt oft verwendet hat: „Nun ruhen alle Wälder“, „Geh aus, mein Herz und suche Freud“). So prägt sich der Text leicht ein. 

Die Melodie nimmt diese Klarheit und einprägsame Struktur auf: Wie eine Welle baut sich die Melodie auf: 

der Bogen der ersten Textzeile wird in der zweiten Textzeile um eine Quinte erhöht und wiederholt, 

ebenso wiederholt sich der Melodiebogen von vierten und fünften Textzeile, jetzt aber um einen Ton nach unten versetzt,

Zeile sechs spiegelt die Melodie von Zeile vier und lässt die Welle auslaufen.

Das ist so klar und konzis wie eine Volksliedmelodie.  

Inhaltlich bringt das Lied den Kern christlicher Friedensethik auf den Punkt. Und so wird es zunächst in der Friedensbewegung aufgenommen und in hektographierten Liederheften überliefert. In die Kirchengesangbücher findet es aber vor allem unter dem Aspekt der Umweltverantwortung Aufnahme - so steht es im katholischen „Gotteslob“ und in Regionalteilen des Evangelischen Gesangbuches unter der Rubrik „Bewahrung der Schöpfung“. Wichtig ist mir dieses Lied vor allem, weil es wie kaum ein anderer Text Zuspruch und Anspruch zusammenhält: „Sei zum Dienst bereit“; „Gebrauche deine Kraft“; „Geh auf den andern zu“; „Verlier nicht die Geduld“ - das ist anspruchsvoll im Wortsinn. Aber es wird nicht zur Überforderung, denn diese Imperative bleiben eingebunden in die Zusage: „Denn der in Jesus Christ ein Mensch geworden ist, bleibt unsre Stärke“.

Ergänzungsheft zum Evangelischen Gesangbuch, Nr. 32

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